Sportwagen

Porsche 718 Cayman: Der kleine "Elfer" lässt es richtig krachen

12. Juli 2016, 13:23 Uhr
Klaus Brieter
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Nach dem 718 Boxster setzt Porsche jetzt mit dem 718 Cayman die Renovierung seiner zweisitzigen Mittelmotor-Sportwagen fort. Das Geschwisterpaar rückt optisch näher zusammen und ist mit identischen Motoren ausgestattet, die den Verlust von zwei Zylindern mit Turbotechnik mehr als wett machen.


Klar, der Porsche 911 ist so etwas wie das Urmeter aller Sportwagen. Und deswegen müssen sich alle Konkurrenten daran messen lassen. Insofern es erlaubt, den 718 Cayman als den "kleinen Elfer" zu bezeichnen. Allerdings reicht es dazu nicht aus, dass an Bug und Heck Porsche-Embleme auf der Karosserie prangen. Es geht immer auch um die Frage, ob in der kleineren Baureihe das Elfer-Feeling rüberkommt.

Soll dieses Ziel erreicht werden, dann muss der 718 genauso spontan einlenken, so freudig das Gas annehmen, so kräftig bremsen und so fröhlich trompeten wie der 911. Keine leichte Aufgabe, denn in der Neuauflage haben Boxster und Cayman von den bisher sechs Zylindern zwei verloren. Aber schon mit dem Erscheinen des 718 Boxster im Frühjahr 2016 ist der Beweis erbracht, dass es funktioniert. Auch der "zugelötete" Boxster erstarkt dank Turbotechnik auf 220 kW/300 PS und in der S-Version auf 257 kW/350 PS. Die aufgeladenen Triebwerke nehmen den Vorgänger-Saugern rund eine halbe Sekunde beim Sprint aus dem Stand heraus auf 100 km/h ab und bleiben damit beide unter fünf Sekunden. Der "Dynamic Boost" sorgt dafür, dass er nach dem Gaswegnehmen und dann doch plötzlichem Beschleunigen keinen Durchhänger gibt. Damit ist die Frage der freudigen Gasannahme beantwortet.

Die Dynamik definiert jedoch nicht allein über rasantes Beschleunigen und hohe Endgeschwindigkeit. Man fährt schließlich nicht nur geradeaus. Auch hier kann sich der Cayman mit dem 911er messen. Kein Wunder, denn die Techniker spendierten ihm das elektromechanische Lenkgetriebe des 911 Turbo. Es arbeitet um zehn Prozent direkter als im Vorgängermodell. So lässt sich der Cayman sehr spontan um die Ecken treiben, zumal bei jeder raschen Lenkbewegung sich nicht erst die Karosserie zu Seite neigt, bevor es zu eigentlich Richtungsänderung kommt. Einen wirkungsvollen Beitrag dazu leisten die geänderten hydraulischen Schwingungsdämpfer sowie höhere Stabilisator- und Federraten. Kunden, denen diese Auslegung noch nicht kompromisslos genug ist, bietet Porsche das PASM-Sportfahrwerk an, das um 20 Millimeter tiefer gelegt ist.

Und die Bremse? Auch an dieser Stelle hat Porsche noch einmal draufgelegt. Angepasst an die höhere Motorleistung bekommt der Basis-Cayman die Bremse vom bisherigen S, und der S an der Vorderachse die neuen Vierkolben-Bremssättel vom 911 Carrera. Außerdem ist erstmals eine Multikollisionsbremse an Bord, die bei einem Unfall die Schwere einer Folgekollision deutlich reduziert. Sie wird bei einer Erstkollision mit Airbag-Auslösung aktiviert, um den Wagen so schnell wie möglich zum Stehen zu bringen.

Beim ersten Test in Schweden konnten wir auf einer Rennstrecke die Sporteigenschaften und auf der Straße die Alltagstauglichkeit des 718 Cayman S ausprobieren. Dabei hat uns gefallen, dass je nach fahrerischer Anforderung optional die Fahrprogramme "Normal", "Sport" und "Sport Plus" auch das Programm "Individual" mit einem Drehschalter am Lenkrad eingestellt werden können.

Als praktische Fahrer-Assistenzsysteme bietet Porsche den Tempomat an, der bei Überschreiten der eingestellten Geschwindigkeit auf Gefällestrecken auch leicht abbremst, oder einen automatischen Geschwindigkeitsregler (ACC). Letzterer verfügt in Verbindung mit dem Porsche Doppelkupplungsgetriebe PDK über eine Segelfunktion, die im Kolonnenverkehr die Kupplung öffnet und durch antriebsloses Rollen Kraftstoff spart. Schließlich ist auch der aufpreispflichtige Spurwechsel-Assistent zu erwähnen, der per Radar den rückwärtigen Verkehr überwacht und mit deutlich erkennbaren LED-Lichtsignalen in den Spiegeldreiecken vor herannahenden Fahrzeugen im toten Winkel warnt.

Bei unserer Testfahrt konnten wir auch die letzte Frage zum Vergleich mit dem Porsche 911 klären: Ja, auch der Sound stimmt. Auch in dieser Disziplin zeigt sich der 718 Cayman als würdiger Spross der Porsche-Familie und erfreut Herz und Ohr des echten Sportwagenfans gleichermaßen. Freude erlebt auch der Geldbeutel. Denn statt der 96.600 Euro, die für den Basis 911 fällig wären, sind beim Cayman "nur" scharf kalkulierte 51.623 Euro fällig, beim Cayman S 64.118 Euro. Freilich: Wer die ellenlange Preisliste sorgfältig studiert, merkt schnell, dass der 718 Cayman dem 911 auch in dieser Hinsicht in nichts nachsteht. Insofern sind die Basispreise wirklich nur unverbindliche und theoretische Eingangsgrößen.

Klaus Brieter/mid

Technische Daten Porsche 718 Cayman S:
Zweitüriger Mittelmotor-Sportwagen, Länge/Breite/Höhe/Radstand in Meter: 4,38/1,80/1,28/2,48, Leergewicht: 1.355 kg, Zuladung: 320 kg, Tankinhalt: 64 l, Kofferraumvolumen: 150 und 184 l, Wendekreis: 11,0 m.
Motor: Vierzylinder-Boxer-Benzinmotor mit Turboaufladung, Hubraum: 2.497 ccm, Leistung: 257 kW/350 PS bei 6.500/min, maximales Drehmoment: 420 Nm bei 1.900-4.500/min, 0-100 km/h: 4,4 s., Höchstgeschwindigkeit: 285 km/h, 6-Gang-Schaltgetriebe, Hinterradantrieb, Durchschnittsverbrauch: 8,1 Super Plus l, CO2-Ausstoß: 184 g/km, Energieeffizienzklasse: F, Preis: ab 64.118 Euro.

Der Artikel "Porsche 718 Cayman: Der kleine "Elfer" lässt es richtig krachen" wurde am 12.07.2016 in der Kategorie Fahrbericht von Klaus Brieter mit den Stichwörtern Sportwagen, Coupé, Fahrbericht, Präsentation, Neuheit, Test-Bericht, Pressevorstellung, Test, Bericht, Kurztest, Vorstellung veröffentlicht.

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